Kinder haben ein Recht darauf, Kind zu sein. Dies betont der Lehrplan für die bayerischen Grundschulen und fordert, dies in der täglichen Gestaltung des Unterichts zu berücksichtigen.
Was für den Unterrícht in der Schule gilt, muss auch für den Schulweg Gültigkeit haben: Kinder
werden sich kindgerecht verhalten und nicht in erster Linie verkehrsgerecht. Das eine schließt dabei das andere nicht aus, unter der Voraussetzung, dass alle am Straßenverkehr beteiligten Personen
ihren Beitrag leisten.
Dies war eine der Leitideen des Initiators der Gemeinschaftsaktion „Sicher zu Schule - Sicher nach
Hause" vor 30 Jahren. Der Initiative des damaligen Leiters des Verkehrsparlaments der Süddeutschen Zeitung, Joseph Ströbl, schlossen sich die Landesverkehrswacht Bayern, der ADAC und der Bayeri- sche
Rundfunk an. 35 auf dem Schulweg getötete und eine hohe Zahl von verletzten Kindern waren damals die traurige Realität. Die Verbesserung der Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg stand dabei von
Anfang an auf zwei wichtigen Säulen: Auf einer effizienten Verkehrserziehung in der Schule und der Steigerung der Mitverantwortung der Autofahrer.
Das Kultusministerium, das sich wie andere Behörden, Organisationen und Verbände der
Gemeinschaftsaktion angeschlossen hat, trägt in erster Linie Verantwortung für die Verkehrserziehung in der Schule. Grundlage dieser Verkehrserziehung ist ein eigenständiger Lehrplan für die
Grundschule, der klare Ziele und Inhalte ausweist, für deren Umsetzung ein hoher Zeitanteil von 10 bzw. 20 Unterrichtsstunden im Schuljahr vorgeschrieben wurde. In Übereinstimmung mit der
Gemeinschaftsaktion wurden Schwerpunkte gesetzt, so etwa beim richtigen Verhalten als Fußgänger oder als Benützer eines Schulbusses. Den Löwenanteil der Verkehrserziehung in der Grundschule aber
umfasst die Radfahrausbildung, die mit Schonraumübungen in den Jahrgangsstufen 2 und 3 beginnt und in der Jahrgangsstufe 4 gemeinsam mit den Verkehrserziehern der Polizei zur Radfahrprüfung führt.
Als Ergebnis eines sehr erfolgreich verlaufenen Schulversuchs wird ab dem kommenden Schuljahr die Radfahrausbildung ergänzt durch eine eigene Übungseinheit „Radfahren im
Realverkehr".
Die schulische Verkehrserziehung wird ergänzend unterstützt durch zahlreiche Maßnahmen und Aktionen.
Eine der wichtigsten und erfolgreichsten Aktionen ist das Schulwegtraining, das jährlich von der Verkehrserziehung der Polizei am Schuljahresbeginn durchgeführt wird. Auf den sicheren Schulweg
konzentriert sich auch das Medienpaket "Jan unterwegs" des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, das ebenfalls den Schulanfängern gewidmet ist. Weitere Aktionen wie "Hallo Auto" des ADAC oder "Der tote
Winkel" des Gemeindeunfallversicherungsverbandes und des TÜV konzentrieren sich auf konkrete Gefahrenpunkte, die immer wieder Ursache schwerer Unfälle waren und auch heute noch
sind.
Bei der Schulwegsicherheit dürfen die Kinder jedoch nicht auf sich alleine gestellt bleiben. Eine
segensreiche Einrichtung sind seit vielen Jahren die von der Gemeinschaftsaktion initiierten Schulweghelfer, Schülerlotsen und Schulbusbegleiter. Hier stellen sich Erwachsene und Schüler in
vorbildlicher Weise ehrenamtlich in den Dienst der Sicherheit unserer Kinder und sorgen an neuralgischen Punkten des Verkehrsumfeldes der Schulen für das sichere Überqueren der Straßen bzw. das
gefahrlose Verlassen von Schulbussen.
Die Gemeinschaftsaktion hat in ihren Programmen noch weitere wichtige und hilfreiche Maßnahmen, so die Information und Schulung von Elternbeiräten und von Busfahrern. Gerne unterstützen Schule und Schulverwaltung diese Maßnahmen der Gemeinschaftsaktion. Alle schulischen und außerschulischen Maßnahmen und Aktionen zusammen dienen einem Ziel: Die Sicherheit unserer Kinder auf dem Schulweg stetig zu verbessern. 30 Jahre erfolgreiches Wirken der Gemeinschaftsaktion erlauben Stolz und Genugtuung über die erreichten Leistungen und verpflichten zu Dank gegenüber jedem Einzelnen, der dazu seinen Beitrag geleistet hat. Dieser Erfolg verpflichtet aber auch, in den Bemühungen nicht innezuhalten und sich mit dem Erreichten nicht zufrieden zu geben. Zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler wünsche ich der Gemeinschaftsaktion und allen in ihr beteiligten Einrichtungen weiterhin ein erfolgreiches Wirken.
Monika Hohlmeier Staatsministerin für Unterricht und Kultus